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Deontologische Ideen lassen sich in vielen religiösen Texten wiederfinden und sind intuitiv in vielen von uns vorhanden. So würden viele sagen, dass Handlungen wie Mord oder Lügen immer irgendwie schlecht sind.
Weil deontologische Ideen überall anzutreffen sind, ist es lohnenswert, sich mit der Deontologie genauer zu befassen.
Das Studium der Deontologie hilft dir, deontologische Begründungen oder Argumente besser zu erkennen, zu analysieren und zu kritisieren.
Indem du über die Stärken und Schwächen der Deontologie nachdenkst, lernst du, bessere Entscheidungen zu treffen und kannst andere beraten, wie sie sich entscheiden sollen.
In diesem Kurs erwirbst du folgende Kompetenzen:
Deontologie ist ein Sammelbegriff für ethische Theorien, die Handlungen als solche beurteilen.
Das griechische Wort to deon bedeutet "das Notwendige" oder "das Erforderliche".
Daher kommt auch der Name "Deontologie".
Deontologische Theorien stellen Regeln oder Pflichten auf, die notwendigerweise zu befolgen sind.
Die Deontologie wird darum manchmal auch Pflichtethik genannt.
Beispiele für solche Regeln oder Pflichten sind:
Du sollst nicht lügen.
Du sollst nicht töten.
Du sollst keine Versprechen brechen.
Alle deontologische Theorien beurteilen Handlungen danach, ob sie an sich gut oder an sich schlecht sind.
Untereinander unterscheiden sich deontologische Theorien nur in der Art und Weise, wie sie Handlungen bewerten.
Deontologische Theorien kann man daran erkennen, dass sie immer über eine bestimmte Handlung nachdenken, nicht aber über ihre Folgen oder über die Person, die diese Handlung ausführt.
Zum Beispiel:
"Folter ist immer eine schlechte Handlung, egal in welcher Situation man sich auch befinden mag."
"Jeder muss seine Versprechen halten. Auch Politikerinnen und Politiker."
Überlege dir, ob die folgende Theorie deontologisch ist!
"Eine Handlung ist immer dann schlecht, wenn die Handlung selbst grausam, gewalttätig oder furchteinflössend ist.
Zum Beispiel:
Es ist falsch, jemanden Gewalt anzudrohen, weil die Androhung von Gewalt furchteinflössend ist."
Warum ist diese Theorie deontologisch?
"Eine Handlung ist immer dann schlecht, wenn die Handlung selbst grausam, gewalttätig oder furchteinflössend ist.
Zum Beispiel:
Es ist falsch, jemanden Gewalt anzudrohen, weil die Androhung von Gewalt furchteinflössend ist."
Überlege dir, ob die folgende Theorie deontologisch ist!
"Ob eine Handlung gut oder schlecht ist, hängt davon ab, mit welcher Absicht man sie ausführt.
Zum Beispiel:
Wenn man böse Absichten hat, dann ist es falsch, zu lügen.
Wenn man hingegen gute Absichten hat, dann ist es richtig, zu lügen."
Warum ist diese Theorie nicht deontologisch?
"Ob eine Handlung gut oder schlecht ist, hängt davon ab, mit welcher Absicht man sie ausführt.
Zum Beispiel:
Wenn man böse Absichten hat, dann ist es falsch, zu lügen.
Wenn man hingegen gute Absichten hat, dann ist es richtig, zu lügen."
Als Hauptvertreter der Deontologie gilt der Philosoph Immanuel Kant.
Seine Ethik wird manchmal "Kantianismus" oder die "kantische Ethik" genannt.
Kant formulierte den berühmten kategorischen Imperativ:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
Nach Kant gibt es also ein Verfahren, mit dem man herausfinden kann, welche Regeln wir befolgen müssen und welche nicht.
Der Kantianismus hat drei Grundmerkmale:
1. Als eine deontologische Theorie beurteilt der Kantianismus eine Handlung an sich.
2. Der Kantianismus bewertet Handlungen danach, ob man sie auch dann wollen kann, wenn alle sie tun würden.
3. Der Kantianismus stellt Regeln oder Pflichten auf, die jeder immer und in jeder Situation befolgen muss.
Der kategorische Imperativ ist ein Verfahren, mit dem man herausfinden kann, welche Regeln wir befolgen müssen und welche nicht.
Dieses Verfahren läuft in vier Schritten ab:
1. Nimm eine Handlung.
2. Stell dir nun eine Welt vor, in der alle diese Handlung ausführen würden.
3. Überlege dir, ob diese Welt wünschenswert ist oder nicht.
4. Wenn diese Welt wünschenswert ist, dann kannst die Regel ableiten, dass alle die Handlung ausführen sollten.
Wenn diese Welt nicht wünschenswert ist, dann kannst du die Regel ableiten, dass alle die Handlung nicht ausführen sollten.
Schwarzfahren ist das Benutzen eines Zuges ohne ein gültiges Billet zu besitzen.
Darf man nach der kantischen Ethik schwarzfahren?
Wie würde eine Welt aussehen, in der alle schwarzfahren würden?
In einer Welt, in der alle schwarzfahren würden, ginge früher oder später das Bahnunternehmen zugrunde.
In einer solchen Welt kann man also gar nicht mehr den Zug benutzen.
Da eine solche Welt nicht wünschenswert ist, kann man nun die Regel ableiten:
"Du sollst nicht schwarzfahren!"
Jasmin versucht, den kategorischen Imperativ anzuwenden:
Jasmin ist eine Direktorin und hat eine Arbeitsstelle zu vergeben.
Ihre Freundin Nadja bewirbt sich auf diese Stelle.
Weil Nadja Schwierigkeiten hat, eine Arbeitsstelle zu finden, bittet sie Jasmin darum, ihr die Stelle zu geben, auch wenn sie nicht die beste Kandidatin ist.
Jasmin fragt sich nun: "Darf ich meine Freundin gegenüber besseren Kandidierenden bevorzugen?"
Versuche, die richtige Reihenfolge der Schritte zu bestimmen!
Wichtig ist zu beachten, dass Kants Ethik nicht konsequentialistisch ist.
Kant argumentiert nicht, dass eine Welt, in der niemand schwarz fährt, eine nützlichere oder eine angenehmere Welt ist (auch wenn dies der Fall sein könnte).
Stattdessen argumentiert Kant, dass Regeln wie "Du sollst schwarzfahren" gegen die Vernunft sind. Das heisst, sie führen, wenn alle sie befolgen würden, zu Widersprüchen.
Umgekehrt sind Regeln wie "Du sollst nicht schwarzfahren" von der Vernunft geboten, weil sie, wenn alle sie befolgen würden, nicht zu Widersprüchen führen.
Eine vernünftige Person sollte nach Kant selber erkennen können, welche Regeln sie befolgen soll und welche nicht.
Für Kant sind ethische Regeln Gebote der Vernunft.
Wenn jemand eine Regel befolgt, die, wenn alle sie befolgen würden, zu Widersprüchen führt, dann ist diese Person unvernünftig. Sie ist unvernünftig, weil sie Widersprüche zulässt.
Zum Beispiel: Darf man lügen?
Man kann nicht wollen, dass alle lügen, weil es dann gar keinen Sinn mehr macht, miteinander zu reden.
Wenn nun eine Person trotzdem lügt, dann lässt sie den folgenden Widerspruch zu:
Einerseits will sie, dass alle die Regel "Du sollst nicht lügen!" befolgen, aber andererseits nimmt sie sich selber von der Regel aus.
Wie heisst dieser von Immanuel Kant formulierte Imperativ:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
Littering ist das unsachgemässe Wegwerfen von Müll in die Umwelt.
Darf man Littering betreiben?
Wähle die Antwort aus, die von einer kantischen Ethik stammen könnte!
Soll man Gefundenes wieder zurückgeben?
Wähle die Antwort aus, die von einer kantischen Ethik stammen könnte!
Darf man Versprechen brechen?
Wähle die Antwort aus, die von einer kantischen Ethik stammen könnte!
Es ist hilfreich, Kants Ethik mit der Mathematik zu vergleichen:
Mathematische Gleichungen sind entweder immer falsch oder immer wahr.
Die Gleichung "2 + 3 = 5" ist immer wahr,
während die Gleichung "2 + 3 = 8" immer falsch ist.
Die Wahrheit oder Falschheit einer mathematischen Gleichung verändert sich nie.
Egal in welcher Situation man ist und egal in welcher Zeit man lebt, zwei und drei werden zusammen immer fünf ergeben.
Für Kant sind ethische Regeln wie mathematische Gleichungen.
Regeln sind entweder immer zu befolgen oder nie zu befolgen.
Wenn eine Regel, wenn alle sie befolgen würden, zu Widersprüchen führt, dann ist diese Regel nie zu befolgen.
Eine solche Regel zu befolgen ist genauso immer falsch, wie eine falsche mathematische Gleichung immer falsch ist.
Und genauso wie eine falsche mathematische Gleichung in jeder Situation und zu jeder Zeit falsch ist, ist auch das Befolgen einer falschen Regel immer und in jeder Situation falsch.
Auf den vorigen Seiten hast du die drei Grundmerkmale des Kantianismus kennen gelernt.
Kreuze nun diese Grundmerkmale an!
Der Kantianismus ist einer der bekanntesten und einflussreichsten ethischen Theorien überhaupt. Und das nicht grundlos.
Im Folgenden werden drei Stärken des Kantianismus hervorgehoben.
Mit Hilfe des kategorischen Imperativs können wir Regeln ableiten, die wir notwendigerweise befolgen müssen.
Da diese Regeln immer und in jeder Situation gelten, brauchen wir diese Regeln nur einmal mit Hilfe des kategorischen Imperativs abzuleiten.
Sobald wir diese Regeln abgeleitet haben, müssen wir sie nur noch befolgen.
Wenn wir also einmal die Regel "Du sollst nicht lügen!" abgeleitet haben, dann brauchen wir sie nur noch ausnahmslos zu befolgen und fertig.
Der Kantianismus ist somit eine ethische Theorie, die man sehr leicht anwenden kann.
Im Grundgesetz steht:
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
Die Idee, dass alle Menschen gleich sind und alle nach den gleichen Regeln oder Gesetze leben sollen, ist intuitiv und weit verbreitet.
Der Kantianismus wird dieser Intuition gerecht, indem er Regeln und Pflichten aufstellt, die immer und für alle gelten.
Wenn jemand ein Gesetz bricht oder sich nicht an die Regeln hält, dann macht sich diese Person auch dann schuldig, wenn sie sich in einer schwierigen oder ungünstigen Situation befindet.
In der Geschichte der Menschheit lassen sich viele Beispiele finden, in denen Menschen grausame Dinge taten, wie zum Beispiel Folter oder Massenmord.
Nicht selten wurden diese grausamen Taten mit der Absicht gerechtfertigt, eine bessere Welt zu erschaffen.
Da der Kantianismus eine Handlung unabhängig von den Konsequenzen oder der Situation bewertet, kann man mit dem Kantianismus keine grausamen Handlungen rechtfertigen.
Eine Handlung wie Folter ist und bleibt verboten, kann die Situation noch so kompliziert und kann die Absicht noch so nobel sein.
Welche Stärke des Kantianismus kommt hier zum Ausdruck?
"Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einer Strafe rechnen.
Vor dem Gesetz sind schliesslich alle gleich.
Woher Sie auch kommen mögen, wie wichtig Ihre Eltern auch sein mögen und wie freundlich Sie auch lächeln können, niemand bekommt hier eine Sonderbehandlung, Ende der Diskussion."
Der Kantianismus ist nicht ohne Kritik geblieben.
Im Folgenden werden drei Einwände gegenüber dem Kantianismus erläutert:
Eine Kritik lautet, dass es im Kantianismus zu Konflikten zwischen zwei oder mehreren Pflichten kommen kann.
Angenommen, du versteckst eine unschuldige Person in deinem Haus vor der brutalen Mafia.
Eines Tages kommt die Mafia bei dir vorbei und fragt dich, wo sich diese Person befindet.
Was tun?
Hier scheint ein Konflikt zwischen der Pflicht, die Wahrheit zu sagen und der Pflicht, Unschuldige zu beschützen vorzuliegen.
Egal wie man handelt, man macht in beiden Fällen etwas falsch.
Für Kritiker und Kritikerinnen darf eine Ethik keine solche Konflikte zulassen.
Eine weitere Kritik lautet, dass der Kantianismus nicht für Extremfälle geeignet ist.
Angenommen, du könntest einer Person das Leben retten, indem du eine andere Person tötest.
Da eine Welt, in der alle töten würden, nicht wünschenswert wäre, ist es nach dem Kantianismus verboten, zu töten.
Was aber, wenn die Zahl der Personen, die durch einen Mord gerettet werden können, erhöht wird?
Solltest du auch dann eine Person nicht töten, wenn du 100 Personen retten könntest? Oder 1'000 Personen? 10'000 Personen? Eine Million?
Nach dem Kantianismus sollen wir auch dann nicht töten, wenn wir dadurch Millionen von Menschen das Leben retten könnten.
Diese Forderung ist für Kritiker und Kritikerinnen unvernünftig.
Eine nächste Kritik lautet, dass der Kantianismus Gefühle und Neigungen vernachlässigt.
Friedrich Schiller schrieb in Reaktion zu Kant:
"Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung. Und so wurmt es mir oft, dass ich nicht tugendhaft bin."
Nach dem Kantianismus sollten wir unseren Freunden helfen, nicht, weil wir Gefühle für sie haben, sondern, weil es unsere Pflicht ist, ihnen zu helfen.
Kritiker und Kritikerinnen finden das verkehrt: Sollten wir nicht zuerst aus Mitgefühl oder aus Neigungen handeln und erst dann aus Pflicht?
Welche Schwäche des Kantianismus kommt hier zum Ausdruck?
"Wie viele andere, bekomme auch ich ein schlechtes Bauchgefühl, wenn ich daran denke einen Menschen töten zu müssen.
Dennoch müssen wir stark sein und die Tötung manchmal zulassen.
Denn nur so können wir in gewissen Fällen das Leben von 1'000 oder gar 10'000 Unschuldigen retten."
Welche zwei Pflichten konfligieren im folgenden Textabschnitt?
"Die Zeugen Jehovas sind eine Religionsgemeinschaft. Sie lehnen die Bluttransfusion aus religiösen Gründen ab. Sie würden lieber sterben, als das Blut von anderen Menschen anzunehmen. Soll ein Arzt einen Zeugen Jehovas verbluten lassen oder ihn gegen seinen Wunsch behandeln und Blut geben?"
Adolf Eichmann war ein deutscher SS-Obersturmbannführer während der Zeit des Nationalsozialismus.
Eichmann ist mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen.
Vor Gericht verteidigte Eichmann seine Taten. Er argumentierte, dass er unschuldig sei, weil er lediglich die Befehle der Vorgesetzten ausführte.
Eichmann beteuerte, dass er nur seine Pflichten erfüllt hat.
Handelte Eichmann im Sinne der kantischen Ethik?
Die folgende Position argumentiert, dass Eichmann nicht im Sinne der kantischen Ethik gehandelt hat.
Versuche die Lücken richtig auszufüllen!
"Ethisch richtiges Handeln bedeutet nach Kant nicht, dass man blind und ohne zu Hinterfragen die Befehle der Vorgesetzten ausführt. Ethisch richtiges Handeln bedeutet, nur die Handlungen auszuführen, von denen man
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